Das Musenkind gefiel mir, aber ich hütete mich davor ihm zu erzählen, dass die Welt auch ganz anders sein konnte. Dass es Traurigkeit gab, Abschied, Angst, Sorgen und Tränen. Ich ließ es einfach bei mir wohnen und teilte alles was es zu teilen gab. Das Musenkind hatte ständig neue Ideen, manchmal war es flatterhaft und unbeständig, ein anders Mal tief in sich versunken. Mal sah ich es unbeschwert und von Leichtigkeit beflügelt, mal ernst und bedächtig. Es tanzte, musizierte, malte, dachte sich Geschichten aus, und oft hörte ich es singen. Nie war es unzufrieden. Es sprach mit den Blumen und den Schmetterlingen und würde mir jemand erzählen, es könne Zwerge und Feen sehen und selbst Steinen eine Seele einhauen, ich würde ihm glauben.
Nach einer Weile merkte ich, wie sich alles, um mich herum und in mir, veränderte. Ich erfand Geschichten, ließ Märchenwelten lebendig werden und schmückte meine Wohnung mit allem was mich bezauberte. Ich wurde immer fröhlicher.
Eines Abends aber, als der Herbst die Nebel über die Welt senkte, schaute mich das Musenkind im Schein einer Kerze mit seinen tiefen, klaren Augen an. Und da sah ich es, das Musenkind wußte alles. Es kannte den Abschied, die Angst, die Sorgen und die Tränen der abgrundtiefen Traurigkeit. Aber da war noch etwas anderes in seinen Augen. Es wußte, dass allein die Liebe und das Verstehen das kranke Herz heilen, dass sie unsere Träume bewahren und wieder lebendig machen können. In diesem Moment beschlossen wir uns nie mehr zu trennen.
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