Montag 23. Februar 2009


Es gibt nichts Gutes,
außer man tut es.


"Glücklicherweise bin ich kein beruflicher Tiefseelentaucher und kann mir hintersinnige Abhandlungen und Deutungen ersparen. Menschen zu beschreiben interessiert mich mehr als sie zu erklären. Beschreibung ist Erklärung genug..."


In diesem Haus wird er geboren, Erich Kästner, der humorvolle, scharfsinnige Schöngeist. Ein Literat zeitkritischer Gedichte und feinsinniger Kinderbücher. Ein Journalist, Theaterkritiker und außergewöhnlicher Romanautor. Es ist der 23. Februar 1899 in Dresden.



Sein Vater ist Sattlermeister, seine Mutter Friseure. Zu ihr hat er eine außergewöhnlich innige Beziehung. In seiner Leipziger und Berliner Zeit erhält sie täglich vertrauliche Briefe von ihrem Sohn.

"Meine Mutter war kein Engel und wollte auch keiner werden. Ihr Ideal war handgreiflicher. All ihre Liebe und Phantasie, ihren ganzen Fleiß, jede Minute und jeden Gedanken, ihre gesamte Existenz, setzte sie, wie ein fanatisch besessener Spieler, auf eine einzige Karte: auf mich! Ihr Einsatz hieß: Ihr Leben mit Haut und Haar. Die Spielkarte war ich, deshalb musste ich gewinnen. Deshalb durfte ich sie nicht enttäuschen. Deshalb wurde ich der beste Schüler und der bravste Sohn..."


Seine Kindheit beschreibt Erich Kästner in seinem Buch Als ich ein kleiner Junge war folgendermassen: "Der Weltkrieg hatte begonnen und meine Kindheit war zu Ende." Die erfahrene Brutalität während seines Militärdienstes macht ihn zum Antimilitaristen. Nach Ende des ersten Weltkrieges besteht er das Abitur mit Auszeichnung und erhält dafür das goldene Stipendium der Stadt Dresden.


An der Leipziger Universität studiert Erich Kästner Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften. Um sein Leben zu finanzieren nimmt er mehrere Nebenjobs an. Unter anderem als Parfümverkäufer oder als Mitarbeiter eines Buchmachers. Später erhält er Einnahmen für erste Artikel in der Neuen Leipziger Zeitung.


1927 beginnt seine Berliner Zeit. Hier hält er sich bis 1945 auf. Bis zum Ende der Weimarer Republik hat er in Berlin seine produktivste Zeit. Er schreibt für mehrere Zeitungen und bringt eine Gedichtsammlung heraus.


Emil und die Detektive erscheint. Sein erstes und berühmtestes Kinderbuch. In kurzer Zeit verkauft es sich in Deutschland über 2 Millionen Mal und wird danach in 56 Sprachen übersetzt. Illustrator seiner Bücher wird Walter Trier. Er hat einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Kästner Bücher. Es gibt eine wunderbare homepage, des 1951 verstorbenen Künstlers:



Es folgen Das fliegende Klassenzimmer und Pünktchen und Anton. Die Verfilmungen seiner Kinderromane sind große Erfolge.


Das romanische Café im Berliner Westen gilt als Anlaufstelle für werdende Künstler und entwickelt sich schnell zum Intellektuellen- und Künstlertreffpunkt. Die Liste der Stammgäste ist lang. Unter anderem: Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Alfred Kerr, Billy Wilder, Franz Werfel, Erich Maria Remarque, Rudolf Steiner, Else Lasker-Schüler, Berthold Brecht, Stefan Zweig...


Die bereits Erfolgreichen grenzen sich von den Unbekannten ab. Sie treffen sich im sogenannten "Bassin für Schwimmer", einem Gewölbe mit 20 Tischen. Erich Kästner bemerkt dazu:

"Wie eine Welle der Bewunderung geht es durch den Raum, wenn ein Glücklicher ihn betritt.
Und wen er begrüßt, der fühlt sich geweiht."



Alle anderen treffen sich im "Bassin für Nichtschwimmer". Ein rechteckiger Raum mit 70 Tischen und hoher Fensterfront.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedeutet das endgültige Aus des Künstlercafés. Obwohl mehrmals von der Gestapo verhört und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen emigriert Erich Kästner nicht. Zum einen will er seine Mutter nicht allein lassen, zum anderen will er Chronist der Ereignisse sein. Sein Werk fält der Bücherverbrennung zum Opfer. Seine Gefühle bringt er in folgenden Versen zum Ausdruck:

Ich bin ein Deutscher, aus Dresden in Sachsen,
mich läßt die Heimat nicht fort.
Ich bin wie ein Baum, der in Deutschland gewachsen,
wenn´s sein muss in Deutschland verdorrt.


Nach dem Endes des Zweiten Weltkriegs zieht der Literat nach München. Hier leitet er die Jugendzeitschrift Pinguin und widmet sich dem literarischen Kabarett.


Sein Roman Fabian erscheint. Er wird 1980 verfilmt. Fabian ein Moralist, ein Sarkast, der die Welt beobachtet, den Zeigefinger erhebt und letztlich zu Grunde geht.


Erich Kästner bleibt ein Leben lang unverheiratet, hat aber etliche Beziehungen und einen unehelichen Sohn Thomas, 1957 geboren. Dessen Existenz verschweigt er längere Zeit., auch seiner langjährigen Lebensgefährtin, Luiselotte Enderle. Sie ist selbst Dramaturgin (Drehbuch: Das Wirtshaus im Spessart) und veröffentlicht nach Kästners Tod Briefe aus dem Tessin. Diese Briefe und seine letzten beiden Bücher Der kleine Mann und Der kleine Mann und die Miss sind seinem Sohn Thomas gewidmet.


Luiselotte Enderle war das Vorbild für die Mutter Luiselotte, der beiden Zwillinge Luise und Lotte und seinem bekannten, und mehrfach verfilmten Roman, Das doppelte Lottchen.


Ein Ort der Erinnerung ist das Dresdner Erich-Kästner-Museum. Hier erhält man einen Einblick in sein Leben und sein Werke. Ebenso finden Gesprächsrunden, Vorlesungen und traditionelle Lesungen statt.


Erich Kästner stirbt am 29. Juli 1974 und wird auf dem Bogenhausener Friedhof in München beigesetzt.
1991 folgt ihm seine Lebensgefährtin Luiselotte Enderle.


Man möchte fort und findet kein Versteck.
Es wäre denn, man ließe sich begraben.
Wohin man blickt, entsteht ein dunkler Fleck.
Man möchte tot sein, oder Urlaub haben.

(Aus Traurigkeit, die jeder kennt.)



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1 Kommentar:

  1. Schön, dass Du Kästner so einen ausführlichen Post gewidmet hast. Viele seiner Bücher habe ich gelesen und man kann sie immer wieder lesen, ohne sich zu langweilen.
    Das Königliche Lehrerseminar, welches er besucht hat, ist heute ein Gymnasium und zeigt wieder den alten Charme, nachdem vieles renoviert wurde.
    Viele Grüße
    Karen aus Dresden

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