Mittwoch 12. Mai 2010

Trude Schmidt


Ich geh ins Bett, so recht vergnügt,
ich möchte etwas lesen,
da seh ich an der gelben Wand
ein schwarzes Spinnenwesen.

Und weil es gar so widerlich,
und ich voll Unbehagen,
nehm ich die Zeitung schnell zur Hand
und will das Biest erschlagen.

Jedoch, dies schauerliche Ding
beginnt sofort zu flitzen
verschwindet ohne Weiteres
in Luken und in Ritzen.

Ich kann nicht schlafen, träume schlecht,
das ist recht ungesund,
unglaublich, dieses kleine Ding
ist ganz allein der Grund.

Und weil ich sie nicht leiden kann
such ich nach ihr ab Acht,
dass sie mit mir das Zimmer teilt
weckt meine Niedertracht.

Ich hol das Marmeladeglas,
den Schuh aus meinem Schrank,
was ich auch tu, ich krieg sie nicht,
ich fühl mich nervenkrank.

Seit einer Woche renne ich
dem Biest nun hinterher
und stell mit Unbehagen fest,
auch Spinnen habens schwer.

Denn mit den Zeiten, mit den Tagen,
wird sie mir so vertraut,
wie sie da hinter meinem Schrank
so um die Ecke schaut.

Allmählich schlaf ich wieder besser,
nenn sie nun Trude Schmidt,
dass sie so ständig auf der Flucht ist,
nimmt mich jetzt langsam mit.

Nun Trudchen, also lass ich Dich,
in Freundschaft hier verweilen,
und hoff, du willst ob dieser Gunst
nicht auch mein kuschlig warmes Bett am Ende mit mir teilen.

Cornelia Rose

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