Frühlingsgedicht



Im Frühling, wenn die Knospe platzt
und die jungen Triebe keimen
will ich, wie jeder Fabulus,
die schöne Welt zusammenreimen.

Ich wandel unter blauem Himmel
und warte auf den Musenkuss,
weil jedes große Dichterwort
unweigerlich sich reimen muss.

Die Amsel badet in der Pfütze,
ein Pilz steht stolz am Waldeshain,
ein Bussard seine Kreise zieht,
nur mir fällt überhaupt nichts ein.

Ich schieb die Worte hin und her,
da kommt etwas von oben,
ich glaub, es ist ein Vogelschiss,
man soll den Frühling loben!

Ein Schöngeist läßt sich nicht beirren,
es drängt die Poesie,
ich stolper über einen Ast,
jetzt schmerzt auch noch mein Knie.

Bald seh ich es, das große Loch
in meiner neuen Jacke,
dann spür ich einen großen Schmerz,
es ist die Mücke auf der Backe.

Doch weils mich nach Erfüllung drängt,
spür ich auch Regen nicht,
jetzt stürm es schon, es peitscht der Wind,
ich schreibe mein Gedicht!

Wie flüchtig ist die Poesie,
vom Regen meine Haare triefen,
mein Blatt wird langsam regenschwer
und statt zu reimen muss ich schniefen.

Mich fröstelt jetzt, es brodelt schon,
die Wut in meinem Bauch
ich nehme jetzt ein heißes Bad,
denn kalte Füße hab ich auch.

Ach, der Frühling kann mich mal
ich glaub, es ist gescheiter,
ich lass die ganze Dichterei
und schreib im Sommer weiter.

So läßt sich eben nicht bestreiten,
auch der Frühling hat zwei Seiten!

Cornelia Rose

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