Freitag 13. Februar 2009

Undine
Ein Gedicht in 13 Strophen

Undine von John William Waterhouse

Einst spielt mit einem Fischerboot
das stürmend, graue Meer
und das Brausen und das Donnern
ruft Nymphengeister her.

Doch des Wassermannes Zacken,
erbarmungslos und rauh,
den Fischer wolln am Schopfe packen
und ziehn ins wilde Grau.

Und wie er so nach Beistand rief,
erscheint, wie traumverloren,
aus diesem wasserdunklen Tief
ein Weib, aus Schaum geboren.

Ich leite dich zum Ufer hin,
du kannst mir blind vertrauen,
nichts anderes hab ich im Sinn
wie alle Wasserfrauen.

Oh nein, ihr trügerischer Sinn,
er kann mich nicht verführen,
geb ich mich ihren Worten hin,
werd ich mein Herz verlieren.

Er wirft sie in die Flut zurück,
zum Grunde soll sie tauchen,
für seine Rückkehr, für sein Glück
ist sie nicht zu gebrauchen.

Wie sie so mit den Wellen weint
und mit den grauen Fluten ringt,
wird er mit einem Fluch vereint
bevor der Tag im Meer versinkt.

Und unter allen Meereschören,
mit Singen, Lachen, Flöten,
ist laut Undines Ruf zu hören,
er spürt, sie will ihn töten.

Auf weißem Schaume tanzt die Schöne,
sie wirbelt, lockt, so Feen gleich,
und sie flüstert sanfte Töne:
Komm mit mit in mein Wasserreich.

Von den Rufen auf den Wogen
berauscht, verzaubert, ohne Wehr,
fühlt er ins Dunkle sich gezogen
und die Nacht wird bleiern schwer.

Jammernd, klagend weint der Wind,
denn zur vollen Mondesstund,
wenn die Meere gülden sind,
zieht die Nixe ihn zum Grund.

Und das Boot es schwankt und wankt,
taumelt sich dem Strande zu,
um den Fischer wird gebangt,
doch das Meer kommt nicht zur Ruh.

Und wenn durch manche Sturmesnacht
ein zarter Klang zum Ufer zieht,
geheimnisvoll, mit Zauberkraft
ist es Undines Todeslied.

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